
Wenn ein Mikrocontroller für unter fünf Euro auf einmal in den Fokus von IT-Sicherheitsprofis und Hackern gleichermaßen rückt, lohnt sich ein genauerer Blick. Der ESP32, ein kompakter Mikrocontroller mit integrierter WLAN- und Bluetooth-Funktionalität, erfreut sich in der Bastler- und Maker-Community großer Beliebtheit. Doch was viele nicht wissen: Der ESP32 ist nicht nur ein Spielzeug für Elektronikprojekte – er hat sich längst als vielseitiges Tool im Bereich Penetration Testing etabliert.
Was ist der ESP32?
Der ESP32 ist ein kostengünstiger Mikrocontroller, entwickelt von Espressif Systems, der mit einem leistungsstarken Dual-Core-Prozessor, WLAN (802.11 b/g/n) und Bluetooth ausgestattet ist. Ursprünglich für IoT-Projekte gedacht, überzeugt er durch seine Flexibilität, kompakte Größe und einfache Programmierbarkeit – oft via Arduino IDE oder PlatformIO.
Doch gerade diese Stärken machen ihn auch interessant für Sicherheitsanalysen: Er lässt sich in Sekundenschnelle programmieren, tarnen und im Feld einsetzen – ein potenzielles Risiko für Netzwerke und Geräte.
Warum ist der ESP32 für Pentesting interessant?
1. Mobilität & Tarnung
Der ESP32 ist klein, unauffällig und kann mit einer Powerbank oder direkt über USB betrieben werden. In Gehäusen oder Alltagsgegenständen verbaut, ist er kaum als elektronisches Werkzeug erkennbar.
2. Open-Source-Tools & aktive Community
Es gibt eine Vielzahl frei verfügbarer Tools, mit denen der ESP32 zu einem spezialisierten Hacking-Gadget wird. Hierzu zählen:
- ESP32 Deauther: Führt Deauthentication-Angriffe auf WiFi-Geräte durch (ähnlich wie beim ESP8266, aber stabiler).
- ESP32 Marauder: Eine umfangreiche Firmware mit grafischer Oberfläche für WLAN-Scans, Beacon-Spam, Probe Request Floods, Bluetooth-Scanning und mehr.
- WiFi Sniffer: Zum Mitschneiden von WLAN-Traffic auf Layer 2.
3. Bluetooth-Hacking
Mit integriertem Bluetooth kann der ESP32 verwendet werden, um Bluetooth Low Energy (BLE)-Geräte zu scannen, zu tracken oder auf Schwachstellen zu prüfen. Das ist besonders interessant im Zusammenhang mit Wearables, Smart-Home-Geräten oder Zugangssystemen.
Konkrete Anwendungsbeispiele
- Red-Teaming: Der ESP32 kann unauffällig in Zielumgebungen platziert werden, um dauerhaft Netzwerke zu überwachen, ohne entdeckt zu werden.
- Wireless Reconnaissance: Vor dem eigentlichen Angriff liefert er Daten über WLAN-Clients, Access Points, MAC-Adressen und Signalstärken.
- Testen von Sicherheitsmaßnahmen: Organisationen setzen ihn gezielt ein, um die Wirksamkeit ihrer IDS/IPS-Systeme, der WLAN-Segmentierung und Zugangskontrollen zu prüfen.
Grenzen & Gefahren
So nützlich der ESP32 im ethischen Hacking auch sein mag, so gefährlich ist er in den Händen von Angreifern. Besonders problematisch ist seine Fähigkeit, automatisiert Fake-Access-Points oder Deauth-Angriffe zu starten. In schlecht gesicherten Umgebungen lassen sich Nutzer so leicht zum Verbindungswechsel auf manipulierte Netzwerke zwingen.
Rechtliche Aspekte
Die Nutzung solcher Geräte ist in vielen Ländern – auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz – nur im Rahmen autorisierter Tests erlaubt. Wer ohne Einwilligung fremde Netzwerke stört oder abhört, verstößt gegen geltendes Strafrecht (§ 202a–c StGB in Deutschland).
Schutz vor Angriffen mit dem ESP32
- MAC-Randomisierung aktivieren (bei WLAN-Geräten)
- 802.11w (Management Frame Protection) nutzen
- Wireless Intrusion Detection Systeme (WIDS) einsetzen
- Bluetooth deaktivieren, wenn nicht benötigt
- Regelmäßige Funknetzanalysen durchführen
Fazit
Der ESP32 ist ein beeindruckend flexibles Werkzeug – sowohl für die Entwicklung smarter Anwendungen als auch für den Einsatz in der IT-Sicherheit. In der Hand eines Red-Teamers hilft er, Schwächen aufzudecken. In der Hand eines Angreifers kann er zur echten Bedrohung werden. Umso wichtiger ist es, die Möglichkeiten – und Risiken – dieses kleinen Boards zu kennen.
